Klangfarben des Lebens
Als Logopädin bin ich von Sprache fasziniert. Worte sind für mich geradezu Kunstwerke und die menschliche Stimme empfinde ich als Offenbarung von Lebenskraft. Was die Art zu kommunizieren angeht, so habe ich Mitgefühl mit mir und anderen über die bisweilen etwas unbeholfenen Versuche, zwischenmenschliche Brücken zu bauen.
Klang ist auch eine Art Sprache, mit dem Unterschied, dass er eine unsichtbare Brücke zwischen uns Menschen ist. Eine Brücke die nicht gebaut werden muss. Wenn ich nämlich davon ausgehe, dass alles Schwingung ist, ist Schwingung überall. Wo also bräuchte es da eine Brücke? Brücken braucht es nur, wenn etwas aus der Schwingung geraten ist, bildlich gesehen beispielsweise zwischen zwei befestigten Ufern, zwischen denen ein reißender Fluss fließt. Oder zwischen zwei Menschen, die mit aller Kraft an ihren Gepflogenheiten festhalten.
Wenn ich aber anerkenne, dass unter all den befestigten Ufern, alles Schwingung ist, so wird klar, dass wir uns miteinander und auch in uns, immer in einem dynamischen Feld bewegen – ob wir wollen oder nicht. Klangwellen, Schallwellen, auch die, die wir nicht hören, geben zu erkennen, dass wir innerhalb eines gigantischen Klangteppichs miteinander verbunden sind. Dieser Klangteppich durchwebt alles und ist als Patchwork aus unzähligen einzelnen Klangfeldern zusammengefügt.
Wenn ich dann noch anerkenne, dass auch ich als Mensch ein lebendig schwingender Organismus bin, liegt nahe, dass Klänge wesensverwandte Freunde sind. Freundschaft belebt das Leben. Durch das belebende Wesen natürlicher Klänge findet die Bewegung des Lebens wieder in seine natur-gegebene Harmonie. Das sind die Momente, in denen wir gesunden, heil werden – durch Klang in unserem persönlichen Klangfeld.
Klang kann seine heilende Wirkung vor allem dann entfalten, wenn wir mitmachen.
Unterstützen können wir diesen lebendigen Selbst-Heilungs- und Ent-Wicklungs-Prozess durch ein Hinhören, durch ein in uns Hineinlauschen. Durch die Anerkennung, dass der gesamte Organismus schwingt, wird klar, dass auch alles was wir denken, fühlen, unsere Impulse, unsere Worte, im Grunde genommen Frequenzen sind.
Was gilt es also zu tun? Nun, nichts weiter, als erst einmal wahr-zunehmen und im zweiten Schritt sein zu lassen, was unsere Schwingung einbremst: allzu starre Gewohnheiten, fixe Ideen oder Glaubenssätze, aber auch innewohnende Tabuthemen, Verletzungen, Ängste, Schmerzen.
All dies gilt es zu erhören, auch wenn wir genau da nicht hinhören möchten. Weghören jedoch macht die Dinge nicht weniger wahr. Hinhören aber eröffnet die Möglichkeit, jene Energie, die an all das Un-Erhörte gebunden ist, wieder frei werden zu lassen.
Schwingung ist in ihrer Sanftheit impulsiv, belebend, reinigend, bahnend, frei gebend, verbindend. Sie verschenkt sich und weiß immer um das rechte Maß. Das bist Du. Was also hält Dich noch?